Die thermoneutrale Zone beschreibt den Temperaturbereich, in dem Tiere ihre Körpertemperatur ohne zusätzlichen Energieaufwand stabil halten können, ohne zu frieren oder zu überhitzen. Innerhalb dieser Zone benötigen sie keine zusätzlichen Anpassungen, um ihre normale Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Beim unbekleideten Menschen befindet sich dieser Bereich zwischen 25 und 32 Grad.
Für verschiedene Haus- und Nutztiere variiert die thermoneutrale Zone aufgrund ihrer unterschiedlichen physiologischen Merkmale. Hier ist eine Übersicht der thermoneutralen Zonen für einige Tiere, mit denen auch häufig tiergestützt gearbeitet wird:
Kaninchen sind an kältere Temperaturen angepasst. Ihre thermoneutrale Zone liegt in der Regel zwischen 10°C und 20°C. Temperaturen darüber können zu Hitzestress führen. Daher ist es wichtig, Kaninchen bei warmem Wetter vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen und ihnen Zugang zu schattigen Plätzen zu bieten, um Überhitzung zu vermeiden. Kaninchen geben Wärme über die Nasenschleimhäute ab. In der Natur ziehen sie sich gerne in ihre Erdhöhlen zurück, wo es im Sommer deutlich kühler ist.
https://kaninchenwiese.de/haltung/hintergruende/sommerhitze/
Meerschweinchen haben eine ähnliche thermoneutrale Zone wie Kaninchen und fühlen sich bei Temperaturen zwischen 10°C und 20°C am wohlsten. Sie sollten auch vor Hitze geschützt werden, da sie wie Kaninchen keine Schweißdrüsen haben und Schwierigkeiten haben, sich aktiv abzukühlen.
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Die thermoneutrale Zone von Hunden variiert je nach Rasse und Größe. Im Allgemeinen liegt sie für die meisten Hunde zwischen 20°C und 25°C. Einige Hunderassen wie beispielsweise Französische Bulldoggen, Boxer und andere brachycephale Rassen können bei höheren Temperaturen rasch Hitzeempfindlichkeit aufweisen, da sie Schwierigkeiten haben, Hitze effizient abzuleiten. Hunde müssen immer Zugang zu frischem Wasser und Schatten haben, besonders an heißen Tagen. Die Mitnahme im Auto kann schnell problematisch werden. Auf keinen Fall darf man den Hund an warmen Tagen im Auto lassen. Hunde geben Wärme durch Hecheln ab.
Katzen haben trotz ihres Ursprungs aus warmen Gebieten eine ähnliche thermoneutrale Zone wie Hunde und fühlen sich in einem ähnlichen Temperaturbereich von 20°C bis 25°C wohl. Wie bei Hunden sollten auch bei Katzen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um Hitzestress zu verhindern und sie vor übermäßiger Sonneneinstrahlung zu schützen. Katzen kühlen sich mit vermehrtem Putzen.
Farbratten haben eine breite thermoneutrale Zone, die normalerweise zwischen 18°C und 26°C liegt. Bei Hitze regulieren sie ihre Körpertemperatur über Wärmeabgabe über den Schwanz, Belecken des eigenen Fells und indem sie sich gerne in „Pinkelecken“ legen.
Die thermoneutrale Zone bei Schafen liegt zwischen 8 und 18 Grad. Während die Wolle auch vor Hitze bzw. Sonneneinstrahlung schützen kann, wird vor allem über die so genannten thermischen Fenster, also Körperteile, die wenig oder gar nicht bewollt sind, Wärme abgegeben. Auch die Atemfrequenz steigt mit zunehmender Hitze.
Beim Huhn befindet sich die Wohlfühlzone zwischen 16 und 24 Grad. Bei Temperaturen ab 26-28 Grad ist Vorsicht geboten. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle. Schwüles Wetter kann schon ab 25 Grad stark belastend wirken und zu Hitzestress führen. Die Wärmeabgabe erfolgt bei Hühnern ausschließlich über Haut, Zunge und Schleimhäute (Hecheln, Abspreizen der Flügel).
https://www.befluegelt.vet/hitzestress-gefluegel
Dies sind Durchschnittswerte und individuelle Unterschiede sowie Gesundheitszustand, Haltung und Alter der Tiere muss dabei berücksichtigt werden.
Was können wir also tun?
Wir können unsere Tiere im Sommer dabei unterstützen diese fordernde Zeit gut zu überstehen. Schatten ist nicht gleich Schatten. Eine Hütte, die in der prallen Sonne steht, wird für Tiere wenig hilfreich sein. Ein Baum der zusätzlich über seine Blätter Feuchtigkeit abgibt ist hingegen ein willkommener und sehr hilfreicher Schattenspender. Das sollten wir schon bei der Strukturierung von Gehegen bedenken. Wasserstellen an mehreren Plätzen aufzustellen damit die Tiere ihre Kräfte sparen können und jederzeit an Wasser kommen können ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Vor allem älteren und schwächeren Tiere, aber auch jungen, unerfahrenen Tieren hilft man damit. Enrichment Ideen, die das Element Wasser beinhalten wie in diesem Beispiel für Hühner https://www.youtube.com/watch?v=e9rhMn5jmlc&t=6s
oder diesem Beispiel für Farbratten https://www.youtube.com/watch?v=nrhc1ctG2qo sind für die Tiere nicht nur Abwechslung, sondern auch Erfrischung. Für Hunde bieten sich auch Leckerli Spiele in der gleichen Art und Weise am Wasser an. An heißen Tagen ist es auch immer sinnvoll frisches Futter wie Melonen, Obst etc. zu füttern je nachdem um welche Tierart es sich handelt. Beregner können für die Tiere die Zeit im Garten erträglicher machen. Erdplätze, die es den Tieren ermöglichen sich in der Kühle der Erde auszustrecken wie Kaninchen es gerne tun oder ein Sandbad nehmen können wie Hühner es brauchen, wo aber auch Hunde und Katzen Abkühlung genießen, ist eine wichtige Option für Tiere. Hat man keinen Garten zur Verfügung mögen einige Tierarten auch Kühlmatten sehr gerne. Für Nagetiere sind jene aber ungeeignet, weil sie angenagt würden.
Je naturnaher die Haltung desto mehr Möglichkeiten bietet sie den Tieren sich zu regulieren. Kaninchen, denen die Möglichkeit geboten wird, sich in gegrabenen Höhlen zurückzuziehen, finden dort wesentlich angenehmere Temperaturen vor als an der Erdoberfläche. Und auch Meerschweinchen ziehen sich gerne in Erdbauten zurück, die muss allerdings jemand anderer für sie vorbereitet haben 😊
Wie aber sieht es aus mit der Hitze im tiergestützten Einsatz?
Die warme Jahreszeit bietet uns viele Möglichkeiten 0utdoor mit unseren Teilnehmern und Klienten aktiv zu sein. In der heißesten Zeit des Jahres ist es aber sinnvoll eine Sommerpause einzulegen. Die Tiere sind durch die Temperaturen sehr gefordert. Wenn wir mit unseren Tieren trainieren oder im tiergestützten Einsatz tätig sind, kostet es sie zusätzlich Ressourcen. Diese Ressourcen braucht das Tier aber dringend für die Kompensierung und Regulation der Temperatur und den eigenen Stoffwechselvorgängen im Körper. Es kann leicht zu viel werden, wenn dann zusätzliche Aufgaben gefordert werden. Ich habe 10 Punkte für dich zusammen gefasst, auf die du unbedingt achten solltest, wenn du tiergestützt mit deinen Tieren arbeitest:
1. Kenne die thermoneutrale Zone deiner Tierart und hab sie im Blick
2. Beobachte deine Tiere genau und verzichte im Zweifelsfall auf einen TGI-Einsatz (zum Beispiel bei schwülem Wetter)
3. Verzichte auf mobile Einsätze. Wenn dann nur kurze Transporte in klimatisierten Fahrzeugen
4. In klimatisierten Fahrzeugen oder Räumen: Schutz der Tiere vor Zugluft und zu großen Temperaturunterschieden
5. Niemals Tiere im Auto lassen, auch nicht für kurze Zeit!!
6. Wasser immer bereitstellen (auch beim Transport)
7. Passive TGI Einsätze sind prinzipiell möglich (das Tier ist dabei anwesend ohne aktiv zu sein)
8. Motiviere dein Tier nicht mit Futter in zu Übungen. Das könnte dazu führen, dass dein Tier über seine Grenzen hinaus arbeitet. Du kannst aber erfrischende Enrichment Tools in deine Einheit einbauen
9. Das Tier muss jederzeit die Möglichkeit haben sich an einen schattigen, ruhigen Ort zurückzuziehen. Wenn sich das Tier zurückzieht, in Ruhe lassen
10. Hab immer viel „rundherum“ Programm mit, damit die Tiere nicht im Fokus stehen
In diesem Sinne: komm gut durch die warme Jahreszeit und achte auf deine felligen, wolligen und gefiederten Freundinnen und Freunde!